Die Nordseeinsel Sylt erlebt derzeit eine Zeit des Wandels und der Herausforderungen im Bereich der Familienfürsorge. Während einerseits erfreuliche Fortschritte in der Kinderbetreuung zu verzeichnen sind, kämpft die Insel andererseits mit erheblichen Schwierigkeiten in der Geburtshilfe.
Positive Entwicklung: Ausbildung von Babysittern
Ein Lichtblick ist die erfolgreiche Ausbildung von zwölf Jugendlichen im Alter von 13 bis 15 Jahren zu qualifizierten Babysittern. Dieser umfassende Kurs, der von den Familienzentren Viöl, Niebüll und Sylt organisiert wurde, fand in der DJ-Herberge in Hörnum statt. Die Teilnehmer erlernten wichtige Fähigkeiten wie altersgerechtes Spielen, Säuglingspflege und Ernährung. Zusätzlich absolvierten sie eine Erste-Hilfe-Ausbildung für Kleinkinder in Zusammenarbeit mit dem DRK Sylt.
**** Stärkung des Verantwortungsbewusstseins und der Sicherheit
Verena Rusche, Koordinatorin des Familienzentrums Niebüll, betonte die Bedeutung des Kurses für die persönliche Entwicklung der Jugendlichen. Neben dem Erwerb praktischer Fähigkeiten stärkt die Ausbildung auch das Verantwortungsgefühl und gibt den angehenden Babysittern Sicherheit für ihre Aufgabe. Mit ihrem Diplom, umfangreichen Kursunterlagen und Kontaktinformationen für weitere Unterstützung sind die Absolventen gut gerüstet, um Familien auf Sylt zu entlasten.
Herausforderungen in der Geburtshilfe
Trotz dieser positiven Entwicklung steht Sylt vor erheblichen Herausforderungen im Bereich der Geburtshilfe. Seit der Schließung der Geburtenstation in der Asklepios Nordseeklinik in Westerland am 1. Januar 2014 müssen schwangere Frauen zur Entbindung aufs Festland reisen. Dies führt zu riskanten Situationen, wie die Geburt des kleinen Bosse auf einem Seenotrettungskreuzer im Hafen von Havneby Ende April zeigte.
**** Probleme für werdende Mütter
Die Empfehlung, sich zwei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin in der Nähe einer Festlandklinik aufzuhalten, stellt viele Sylterinnen vor Probleme. Notfälle wie Frühgeburten sind besonders kritisch, da weder eine Geburtsstation auf der Insel noch immer ein Rettungshubschrauber zur Verfügung stehen.
**** Proteste und Forderungen nach Verbesserung
Diese Situation hat zu Protesten und Forderungen nach einer Wiedereröffnung der Geburtenstation geführt. Lokale Politiker wie der Sozialausschuss-Vorsitzende Eberhard Eberle und die SPD-Kreistagsabgeordnete Regine Scheuermann setzen sich für verbesserte medizinische Hilfe für Eltern im Notfall ein. Es bleibt abzuwarten, ob ihre Bemühungen Früchte tragen werden.
Sylt zwischen Fortschritt und Herausforderungen
Die Entwicklungen auf Sylt zeigen, dass die Insel im Bereich der Familienfürsorge zwischen Fortschritt und Herausforderungen steht. Während die Ausbildung von Babysittern einen erfreulichen Schritt nach vorne darstellt, bleibt die Frage der sicheren Geburtshilfe ein dringendes und ungelöstes Problem. Es ist zu hoffen, dass die Bemühungen der lokalen Politiker und das Engagement der Bevölkerung dazu beitragen werden, auch in diesem Bereich Verbesserungen zu erzielen und Sylt zu einem noch familienfreundlicheren Ort zu machen.